„Transparenz ist besser als Verheimlichen“

Stuhlinkontinenz gehört nach wie vor zu den stark tabuisierten körperlichen Beeinträchtigungen. Leonie setzt seit ihrer OP auf einen offenen Umgang mit dem Thema – und auf die transanale Irrigation mit Peristeen® Plus.

Was passiert eigentlich, wenn eine engagierte junge Frau, motivierte IT-Projektleiterin bei einem Finanzdienstleister, nach mehrmonatigem Ausfall mit Stuhlinkontinenz an ihren Schreibtisch zurückkehrt? Leonie hat es erlebt. Die extrem schmerzhafte gynäkologische Erkrankung Endometriose hatte der 30-Jährigen keine Wahl gelassen: In einer komplexen OP wurde unter anderem ihr Rektum (der letzte Abschnitt des Dickdarms) entfernt. Es folgten Intensivstation, Gewichtsverlust, Reha und schließlich die Rückkehr in den Job als Schwerbehinderte, nun in Teilzeit. Die Berührungsängste, auf die sie traf, überraschten Leonie: „Ich war irritiert, wie schwer es vor allem männlichen Vorgesetzten und Kollegen fiel, empathisch auf die prekäre Situation einzugehen.“ Hier kamen zwei Herausforderungen zusammen: Erstens kannten sie alle als starke, selbstbewusste Frau, die sich eine gewisse Stellung in der Firma erarbeitet hatte und die nun unter spontanen Stuhlabgängen litt. Zweitens fällt es den meisten leichter, sich auf eine sichtbare körperliche Beeinträchtigung einzulassen. „Aber Stuhlinkontinenz mit unkontrolliertem Abgang von Winden ist ein ganz schwieriges Thema“, sagt Leonie Seit gut zwei Jahren hilft ihr die transanale Irrigation (TAI) mit Peristeen® Plus, mit der sie, wie sie sagt, ihre Bürotauglichkeit wiedererlangt hat. „Ohne den Einsatz meiner Hilfsmittel könnte ich das Haus überhaupt nicht verlassen.“

 

 

Rechte sind keine Privilegien

In der Kommunikation setzte Leonie von Anfang an auf Offenheit: „Transparenz ist besser als Verheimlichen.“ Dabei dürfe man sein Gegenüber im Dialog auch mal (über-)fordern. Dennoch kämpft sie am Arbeitsplatz nach wie vor gegen unpassende Reaktionen an. „Leider verwechseln viele die Rechte von Behinderten mit Privilegien“, sagt die Projektleiterin, die sich als Kompromissfinderin bezeichnet. „Dabei geht es nicht nur um Sonderurlaub. Arbeitgeber sind gesetzlich verpflichtet, den Arbeitsplatz entsprechend der Behinderung auszustatten.“ Und dazu gehören in ihrem Fall die Nähe zu sanitären Anlagen und ein Schränkchen für Hilfsmittel auf dem WC. „All das darf und muss man einfordern.“ Sie engagiert sich nun in der Schwerbehindertenvertretung ihrer Firma, will sich aber nicht über ihre Schwerbehinderung definieren. Nur wenn jemand über Alltagsprobleme klagt, entfährt es ihr manchmal: „Dein Körper tut seinen Dienst? Also sei dankbar und jammer nicht!“
Leonies Wahrnehmung ist: „Wie unzufrieden oder unsicher Menschen mit ihrem eigenen Dasein sind, spiegelt sich in ihrem Umgang mit Behinderten wider.“ Doch auch das sei Realität: Spreche man offen mit den Menschen, erfahre man häufig gute Momente voller Akzeptanz und sogar Hochachtung. Schwerbehindert und dennoch gut gelaunt – das ist nicht selbstverständlich. So auch in den Chören, in denen sie singt. „Klar, eine plötzliche Schwerbehinderung verändert das Leben von Grund auf, das muss auch das Umfeld erst mal sacken lassen“, räumt sie ein. „Gott sei Dank habe ich einen so tollen Mann.“ Zwar bezeichnet sie es als herausfordernd, die TAI alle zwei Tage in den Alltag zu integrieren. „Aber ich muss jetzt nicht mehr ständig und voller Angst nach der nächsten Toilette Ausschau halten.“ Diese Vorteile von Peristeen Plus schätzt Leonie übrigens auch bei körperlicher Intimität. So brachte die heute 39-Jährige vor fünf Jahren eine Tochter zur Welt. „Ein Wunder“, wie sie sagt. Und: „Man darf sich nicht unterkriegen lassen!“

Leonie hat festgestellt: Man darf sein Gegenüber im Gespräch auch mal fordern.

Quelle: Perspektiven Nr. 59 - Herbst/Winter 2023/24, mk Medienmanufaktur GmbH

Bildquelle: Alen Stanojevic