„Unser Lebensstil hat großen Einfluss auf die Herzgesundheit“

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Das Herz – konstant schlägt es in unserer Brust und hält uns am Leben. Zum Dank sollten wir es gut schützen.
Zwei Kardiologen geben Praxistipps zur Vorbeugung von Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, die gleichzeitig die Lebensqualität erhöhen. 

Rund um die Uhr leistet unser Herz Schwerstarbeit. Mit etwa 100.000 Schlägen pumpt es täglich circa 7.000 Liter Blut durch den Körper, dabei versorgt es alle Organe mit Sauerstoff und notwendigen Nährstoffen und hält den Kreislauf aufrecht. Kein Wunder, dass das Herz oft als Motor des Lebens bezeichnet wird. Doch das faustgroße Hohlorgan in unserer Brust ist zahlreichen Gefahrenquellen ausgesetzt. Laut Robert-Koch-Institut  sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen die häufigste Todesursache in Deutschland. Etwa 40 Prozent der Sterbefälle gehen auf koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt, Schlaganfall und ähnliche Indikationen zurück.

 

Einflussfaktor Lebensstil

Alles Schicksal? Es kommt darauf an. Zwar gibt es genetische Veranlagungen und schädliche äußere Einflüsse wie zunehmende Hitzeperioden und Umweltfaktoren, zum Beispiel Feinstaub oder Lärm, die sich kaum oder gar nicht beeinflussen lassen. Auch steigt das Risiko für Herzerkrankungen mit dem Alter. Doch: „Unser Lebensstil hat sehr großen Einfluss auf die Herzgesundheit“, sagt Dr. Heribert Brück. Der Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie aus einer Praxis in Erkelenz weist auf die "Interheart"-Studie  hin, die bereits vor Jahren zeigte, dass allein 90 Prozent aller Herzinfarkte vermeidbar wären.

 

Fünf Risikofaktoren für Herzerkrankungen

Dazu muss man wissen: Für Herzinfarkte und die meisten weiteren Herzkrankungen  sind in erster Linie fünf klassische Risikofaktoren verantwortlich: Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselentgleisungen, Übergewicht und Rauchen. Vermeidbar im Sinne des persönlichen Lebensstils ist der Verzicht auf Nikotin. Doch auch Übergewicht sei häufig beeinflussbar, sagt Dr. Assem Aweimer, Oberarzt mit Schwerpunkt Rhythmologie an der Klinik für Kardiologie und Angiologie am BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil in Bochum. Die Ursachen für die anderen drei Faktoren bekomme man nur durch korrektes Einstellen der Werte in den Griff, so der Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie.

 

Warnsignale erkennen

Um Herzerkrankungen vorzubeugen, ist es neben einem gesunden Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, Bewegung und dem Verzicht auf Genussmittel (siehe Kasten) also wichtig, Cholesterin, Blutzucker und Blutdruck im Blick zu behalten, das heißt regelmäßig Kontrolluntersuchungen wahrzunehmen beziehungsweise selbst den Blutdruck zu messen. Denn Patienten spüren, wenn überhaupt, erst in fortgeschrittenem Stadium, dass sie an Bluthochdruck, erhöhten Cholesterinwerten oder Diabetes leiden. So vergehen oft Jahre, bis eine Erkrankung bemerkt und gezielt behandelt wird – wenn es nicht schon vorher zu Herzinfarkt, Schlaganfall oder Schlimmerem kommt.

Ein Warnsignal sieht Dr. Brück zum Beispiel in abnehmender Leistungsfähigkeit: „Wenn man Dinge nicht mehr tun kann, die einem vorher nicht schwergefallen sind, wenn man bei Belastungen Beschwerden in der Brust oder Luftnot hat, bei Schwindelgefühlen oder gar Bewusstlosigkeit.“ Auch weist der Facharzt darauf hin, dass sich ein Herzinfarkt bei Frauen oft anders äußert als bei Männern und daher selbst von Ärzten nicht immer gleich erkannt werde: „Frauen haben häufig nicht die typische Angina pectoris, also Schmerzen in der Herzgegend bei Anstrengung oder Stress, sondern eher unspezifische Symptome wie Übelkeit oder vermeintliche Magenprobleme.“

 

Herzgesundheit bei Querschnittpatienten

Eine Patientengruppe, zu deren Herzgesundheit Dr. Aweimer schwerpunktmäßig forscht, sind Menschen mit Rückenmarksverletzung. Sie sind nicht nur wegen mangelnder Bewegung von Herzrhythmusstörungen betroffen, wie der Facharzt erklärt: „Der Blutdruck wird unter anderem über das autonome Nervensystem reguliert, das bei Querschnittpatienten geschädigt ist.“ Fehlen die Hirnreflexe, kommt es je nach Höhe des Querschnitts zu deutlichen Blutdruckschwankungen. „Es kann Wochen oder Monate dauern, bis der Blutdruck eingestellt ist, aber dann läuft es in der Regel auch gut“, so der Kardiologe. Darüber hinaus könne die Immobilität in der Anfangsphase Beinvenenthrombosen und Lungenembolien verursachen.

 

Prävention für mehr Lebensqualität und ein langes Leben

Um Risikofaktoren wie etwa Diabetes oder Übergewicht vorzubeugen, empfiehlt Dr. Aweimer Querschnittpatienten präventiv das Gleiche wie allen Menschen: insbesondere Bewegung. Das gelte ebenso für Stomapatienten, deren Herzgesundheit möglicherweise von ihrer bewussten Ernährung und dem weitgehenden Alkoholverzicht profitiere. Studien sind ihm dazu jedoch nicht bekannt.

Wie Dr. Brück ist auch Dr. Aweimer davon überzeugt: Wer Risikofaktoren früh in den Griff bekomme, könne seine Lebensqualität und Lebenszeit deutlich erhöhen. „Um lange und auch gut zu leben, hat man vieles selbst in der Hand.“

 

Erscheinungszeitpunkt: November 2024

Bildquelle: Pixabay/WebTechExperts

Redaktion: mk Medienmanufaktur GmbH

 

 

Herzwochen 2024

Vom 1. bis 30. November finden die Herzwochen 2024 statt. Unter dem diesjährigen Motto „Stärke Dein Herz! Herzschwäche erkennen und behandeln“ organisiert die Deutsche Herzstiftung dazu bundesweit Informationsveranstaltungen.

 

7 Tipps zur Herzgesundheit

Was wir vorbeugend für unser Herz tun können:


In Bewegung bleiben

Regelmäßige körperliche Aktivität schützt unter anderem vor krankhaften Kalkablagerungen in den Arterien (Arteriosklerose) und beugt allgemein Herz- und Gefäßkrankheiten vor. Ideal ist mäßige Ausdauerbewegung an fünf Tagen die Woche für mindestens 30 Minuten, zum Beispiel schnelles Gehen, Radfahren, Schwimmen oder Tanzen. Auch ein bewegter Alltag mit Treppensteigen und zügigem Spazierengehen ist ratsam. Querschnittpatienten, die ihren Rollstuhl per Hand bewegen, können ihre täglichen Strecken verlängern, mit leichten Hanteln, Handbikes oder Rudergeräten trainieren. Wichtig ist, dass die Aktivität Freude macht.

Stress ausgleichen
Nicht Stress macht krank, sondern fehlende Entspannung. Um ein gesundes Gleichgewicht zu finden, helfen neben Inseln der Ruhe entspannende Aktivitäten, die den Stress vergessen lassen, sowie mentale Strategien wie progressive Muskelentspannung (PME), Atemgymnastik, Yoga, Qigong oder Tai-Chi, die man am besten in einem Kurs erlernt. PME kann mithilfe von Therapeuten auch auf Querschnittpatienten angepasst werden und sogar Spastik oder Verdauung positiv beeinflussen.

 

Ausgewogen ernähren
Eine gesunde Ernährung verringert unter anderem Entzündungen im Körper, verbessert die Fließeigenschaften des Bluts und kann den Blutdruck senken. Herzspezialisten empfehlen die traditionelle Mittelmeerküche. Sie setzt auf Obst und Gemüse, Salat, Hülsenfrüchte (bei Stomaträgern je nach Verträglichkeit), wenig Fleisch, aber Fisch, Oliven- und Rapsöl sowie Kräuter anstelle von Salz. Zu viel Zucker hingegen schadet Herz und Gefäßen.


Übergewicht vermeiden
Die Deutsche Herzstiftung empfiehlt einen Body-Mass-Index  (BMI) zwischen 18,5 und 24 sowie einen Taillenumfang von weniger als 80 Zentimetern bei Frauen und unter 94 Zentimetern bei Männern. Denn Bauchfett produziert entzündungsfördernde Botenstoffe, die sich unter anderem negativ auf den Blutdruck auswirken. Ausgewogene Ernährung und Bewegung können beim langsamen Abnehmen helfen. Auch wer auf Alkohol und süße Getränke verzichtet, spart viele Kalorien.


Nicht rauchen
Nikotin ist ein starkes Gift und ein hoher Risikofaktor für Herzinfarkt, Schlaganfall und Arterienverkalkung. Am besten: gar nicht erst mit dem Rauchen anfangen. Programme zum Aufhören gibt es unter anderem bei der Deutschen Herzstiftung sowie auf www.rauchfrei-info.de

Ausreichend schlafen

Während der Nachtruhe erholt sich der Körper, Stoffwechselprozesse werden reguliert, der Blutdruck wird konstant gehalten. Dauerhaft zu wenig oder schlechter Schlaf kann das Risiko für Herzerkrankungen erhöhen. Ein Podcast der Deutschen Herzstiftung informiert rund um den gesunden Schlaf.


Früherkennungsuntersuchungen wahrnehmen

Bluthochdruck, erhöhte Cholesterin- und Blutzuckerwerte sind wichtige Risikofaktoren für Herzinfarkt und Schlaganfall. Die Krankenkassen zahlen Versicherten ab 35 Jahren alle drei Jahre einen Gesundheits-Check-up  in der Hausarztpraxis. Der Blutdruck sollte beim regelmäßigen Selbstmessen nicht über 135 zu 85 mmHg liegen.

 

Quellen: Dr. Heribert Brück, Dr. Assem Aweimer, Deutsche Herzstiftung

 

 

 

 

 

„Frauen haben bei Herzinfarkt häufig nicht die typischen Schmerzen in der Herzgegend, sondern eher unspezifische Symptome wie Übelkeit oder vermeintliche Magenprobleme.“

Dr. Heribert Brück ist Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie in einer kardiologischen Praxis in Erkelenz.

 

Bild: Privat  

„Um lange und auch gut zu leben, hat man vieles selbst in der Hand.“


Dr. Assem Aweimer, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie, ist Oberarzt am Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil in Bochum, Klinik für Kardiologie und Angiologie.

 

Bild: BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil

Das Herz ist ein sogenanntes Hohlorgan, das den Blutfluss mit rhythmischen Bewegungen (dem Herzschlag) regelt. Es besteht aus Herzkammern und -klappen sowie einem verzweigten System aus Venen und Arterien. Die Herzklappen sitzen zwischen den Vorhöfen der Herzkammern. Sie funktionieren wie Ventile und bestimmen die Fließrichtung des Bluts. In der rechten Herzhälfte befindet sich sauerstoffarmes, in der linken sauerstoffreiches Blut.

Bild: Deutsche Herzstiftung / Larissa Tevis

Regelmäßige körperliche Aktivität schützt unter anderem vor krankhaften Kalkablagerungen in den Arterien (Arteriosklerose) und beugt allgemein Herz- und Gefäßkrankheiten vor.

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Eine gesunde Ernährung verringert unter anderem Entzündungen im Körper, verbessert die Fließeigenschaften des Bluts und kann den Blutdruck senken.
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Erscheinungszeitpunkt: November 2024
Bildquelle: Coloplast
Redaktion: mk Medienmanufaktur GmbH