Für mehr Selbstbestimmung im Alltag
Die Stoma-Irrigation findet noch immer bei sehr wenigen Kolostomaträgern Anwendung. Dabei ermöglicht die Therapieform ein großes Plus an Lebensqualität, weiß auch Kathrin Hausendorf, Medical Advisor bei Coloplast. Die ausgebildete Stomatherapeutin betreute in der Vergangenheit viele Stomapatienten bei der Irrigation. Mittlerweile gibt sie ihr Wissen im Rahmen von Coloplast-Schulungen an Pflegefachkräfte weiter.
„Mehr Sicherheit und Freiheit, weniger Sorgen, ein gestärktes Selbstbewusstsein – das sind nur einige der Vorteile, die eine Stoma-Irrigation mit sich bringt. Und dennoch irrigieren nur wenige Kolostomaträger“, sagt Kathrin Hausendorf, ausgebildete Stomatherapeutin und Medical Advisor bei Coloplast. Sie sieht einen der Hauptgründe in zu wenig Aufklärung. „Dabei bekommen die Anwender so viel mehr an Lebensqualität zurück.“
Bei der Stoma-Irrigation wird mittels eines Konuskatheters eine bestimmte Menge Wasser in den Darm geleitet. „Hierdurch entsteht ein natürlicher Reiz auf die Dehnungsrezeptoren in der Darmwand, wodurch die Darmbewegung in Gang gesetzt wird, was zur Entleerung des Darms führt“, erklärt Kathrin Hausendorf. Dadurch kann eine stuhlgangfreie Zeit zwischen 24 und 48 Stunden erreicht werden. „Nach der Irrigation besteht die Möglichkeit, auf die gewohnte Beutelversorgung zu verzichten und stattdessen einen Stomaverschluss, eine Stomakappe oder einen Minibeutel zu tragen. Im Idealfall sind die Patienten in der stuhlgangfreien Zeit nahezu kontinent. Es gibt kaum bis keine Ausscheidungen, Geräusche oder Gerüche – ein großes Plus für den Alltag.“
Mehr Lebensqualität für Kolostomaträger
Eine Stoma-Irrigation ist ausschließlich bei Kolostoma-Patienten mit fest-breiiger bis geformter Ausscheidung möglich. „Diese müssen außerdem bestimmte medizinische Voraussetzungen erfüllen. Daher ist eine schriftliche ärztliche Anordnung unabdingbar. Vor der ersten Irrigation ist zudem eine Anleitung durch eine medizinische Pflegefachkraft mit bis zu drei Hausbesuchen vorgesehen“, erläutert Kathrin Hausendorf. Sie rät Kolostomaträgern, die bisher noch nicht irrigieren: „Sprechen Sie am besten Ihren Arzt an, ob die Stoma-Irrigation auch für Sie geeignet ist.“ Denn so könne man sich die Kontrolle über den Zeitpunkt und Ort der Darmentleerung wieder zurückholen. „Ob der Kinobesuch mit Freunden oder das Hobby im Sportverein – Freizeitaktivitäten lassen sich mit der Irrigation wieder flexibler in den Alltag einbauen.“
Unterstützung durch die Homecare-Pflegefachkraft
Aus Erfahrung weiß Kathrin Hausendorf, dass viele Patienten zunächst verunsichert seien und Angst hätten, dass es weh tun könnte. „Das ist aber völlig unbegründet. Eine Stoma-Irrigation ist überhaupt nicht schmerzhaft, da unser Darm keine Nerven hat.“ Sie betont außerdem: „Niemand ist allein! Wird eine Stoma-Irrigation verordnet, ist die Anleitung durch die Homecare-Pflegefachkraft Grundvoraussetzung.“ Dazu finden bis zu drei Haustermine statt. „Beim ersten Gespräch wird das System in Ruhe angeschaut und mithilfe von Anwendungsvideos gezeigt, was im Einzelnen passiert. Beim zweiten Termin kann der Patient bereits selbst aktiv werden und beim dritten ist die Homecare-Pflegefachkraft dann nur noch als Back-up da.“ Für den Anfang empfiehlt die Expertin, sich genügend Zeit zu nehmen und die Irrigation ohne Stress durchzuführen. Der Zeitaufwand liegt bei rund einer Stunde. Außerdem seien Routine und Regelmäßigkeit das A und O. „Unser Darm ist trainierbar. Daher ist es entscheidend, dass die Stoma-Irrigation immer zur gleichen Tageszeit erfolgt. So kann sich der Körper darauf einstellen.“ Ebenfalls wichtig sei eine ausgewogene Ernährung. Auch das Trinkverhalten nehme eine wichtige Rolle ein. „Wer diese wenigen Regeln beachtet, wird mit mehr Freiheit und weniger Sorgen belohnt.“
Erscheinungszeitpunkt: September 24
Bildquelle: Coloplast